Schon als Jugendlicher habe ich mir viele Gedanken darüber gemacht, was Menschen eigentlich dazu bringt, anderen Menschen ihre Lebensweise, ihre Religion und sozialen Strukturen aufzuzwingen, ohne überhaupt die Wirklichkeit derer zu verstehen, die sie so gedankenlos oder aus Gier unterdrücken. Ich habe mitgelitten mit diesen wundervollen Urvölkern in ihren heiligen Wäldern und an ihren mystisch-magischen Flüssen, die plötzlich eine vollkommen andere Beziehung zum Göttlichen und zur Schöpfung eingehen sollten - immer begleitet von Gewalt und Vergewaltigung.
Noch schlimmer wurde das für mich, als ich sah und erfuhr, dass dahinter eine kalte Profitgier und systematische Planung von Zerstörung stand ... dass »Menschen« in Büros und Reissbrettern Strategien entwickelten, die ganze Kulturen auslöschten, die seit Jahrhunderten in ihrer unberührten Schönheit und Magie entstanden sind.
Ich machte mir auch Gedanken darüber, was das für unsere Welt bedeutet, wenn diese heiligen Plätze zerstört und oft so billig verrammscht werden - einfach annektiert von denen, die keine Ahnung haben, wo sie sich befinden. Hierbei stachen für mich ganz besonders zwei Kulturen heraus: Die Kultur der Indianer des brasilianischen Amazonas-Regenwaldes und die Kultur des Daches der Welt: Tibet. Beide wurden und werden permanent weiterhin in unterschiedlicher Art und Weise vergewaltigt,Bbeiden Kulturen wurde das Herz aus dem Leibe gerissen ... in Amazonien sind es die heiligen Bäume und Haine, in Tibet ihre heiligen Stätten und Klöster. Beide wurden und werden immer noch in einer Weise bestohlen, die jeden Normalsterblichen auf Jahre ins Gefängnis bringen würde - ganz zu schweigen von den Morden, der Folter und den Vergewaltigungen, die nie gesühnt wurden und werden.
Ich habe mich gefragt: Was steht dahinter ...?
Es sind diese schrecklichen Eigenschaften des Menschen, so neidisch und eifersüchtig zu sein auf die, die etwas haben, was sie selbst nicht haben oder glauben zu haben, gepaart mit einer unersättlichen Gier, die nie satt macht.
Wenn eine Kultur moralisch zerrüttet ist, wenn es nur noch um materielle Werte geht, dann hat sie kein Herz mehr für andere Kulturen. Oft wurde und wird das immer noch unterstützt von missionarischem Treiben bis hin zu Fanatismus und Fundamentalismus, die auf Arroganz und Rechthaberei basieren - bis hin zur Zerstörungswut gegen alles, was anders ist.
Die beiden Hauptcharaktere in meinem Buch, der Vater und sein Sohn, beide haben dies in ihrer Weise miterlebt. In unterschiedlicher Weise, aber beide gleich leidenschaftlich, setzen sie sich ein für die Rechte derer, die darauf verzichten, mit den gleichen Waffen zurückzuschlagen, mit denen sie angegriffen und verletzt werden. Der Häuptling Iguaçu und der buddhistische Abt Chun-teh, sie sind die grossen weisen Lehrer, die verstehen, was Menschen sich und der Schöpfung antun. Sie sind die, die willens sind, zur Heilung und Änderung beizutragen.
Die Hauptfigur in meinem Buch, der junge tibetische Mönch Akunah, er ist der Hoffnungsträger für die kommende Welt, in der sich Menschen wieder darauf besinnen, wie wichtig es ist, die Ursprünglichkeit, Einzigartigkeit und tiefe Schönheit von Volkskuturen zu erhalten. Akunah tut es im buddhistischen Sinne, aber er geht darüber hinaus. Sein Ansatz ist, dass nur der weise ist, der weiss, dass er böse und zerstörerisch oder segensreich und heilend sein kann - und bewusst das letztere wählt.
Das Buch entstand in einer Zeit, in der die Medien oft von dem Unrecht sprechen, das dem Amazonas und Tibet angetan wird ... viele Politiker tun es und viele gesellschaftlich einflussreiche Persönlichkeiten. Aber keiner von ihnen erhebt die Stimme machtvoll, so machtvoll, dass endlich begriffen wird, was es für unsere Welt bedeutet, wenn das Heilige, Unberührte und Unschuldige, das Einzigartige und Unversehrte stirbt. Es sind nicht nur die Depressionen, Schmerzen und Leiden unter diesen Völkern, es sind die weltweiten Degressionen und Schmerzen, die immer wieder mit neuen Schmerzen mit neuem Leid beantwortet werden.
Akunah zeigt einen neuen Weg auf, den Weg des bewussten Menschen, der um die Zusammenhänge weiss. Er liebt das Leben und möchte es um dieser Liebe willen erhalten. Er tanzt mit den Samba-Mädchen den Tanz des wahren Lebens ... er schaut ins Herz der Soldaten und derer, die nichts mehr fühlen und fühlt mit ihnen. Er spricht mit seiner machtvollen Stimme und berührt die Herzen. In ihm sind die Demut, die Vision und die Leidenschaft vereint, die es braucht, wahre Veränderungen in unserer Welt zu bewirken. |